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  Ultra - Marathonfreak
  Ultrabalaton Zeitungsbericht
 


Der Weg zum Ziel ist mit Blasen gepflastert

 

Ausdauersport Der 47-jährige Harald Süßenbach aus Rommelshausen ist beim Ultrabalaton 212 Kilometer rund
um den ungarischen Plattensee gelaufen. Seine nächste Herausforderung ist eine gute Zeit beim Berlin-Marathon.
Von Eva Herschmann
 
Zartbesaitete Gemüter dürften den Anblick der geschundenen Füße von Harald Süßenbach kaum ertragen. Doch
für den 47-Jährigen aus Rommelshausen sind die Blasen wie Auszeichnungen, sichtbare Zeichen für eine 
außergewöhnliche Leistung. 31 Stunden, 55 Minuten und 8 Sekunden hat Harald Süßenbach gebraucht, um 212 Kilometer rund um den ungarischen Plattensee zu laufen. Es ist seine 97. Langstrecke und sein bislang längster
und härtester Lauf gewesen.

"Ich hatte drei Blasen, die mich wirklich gequält haben", sagt Harald Süßenbach, während er nach einigen Tagen Laufpause seine wieder einigermaßen erholten Füße betrachtet. Eine Blase hatte er bereits nach Ungarn
mitgebracht. Eine Woche zuvor war der "Römer", der für die Wanderfreunde Y-Burg Kernen und den
Stuttgart German American Wandering Club startet, in Ulm schon 100 Kilometer gelaufen. "Ich wollte mich
für den Ultrabalaton warmlaufen. Aber es wäre besser gewesen, die Ulmer Laufnacht hätte eine Woche eher stattgefunden." Denn bereits sieben Tage später stand Harald Süßenbach rund 1000 Autokilometer weiter
östlich, in der ungarischen Stadt Tihany am Plattensee, vor seiner größten Herausforderung als
Ultra-Marathonläufer.


"Es hat geregnet, nach 70 Kilometer war ich durchnässt und musste mich komplett umziehen." Seine Frau Gisela,
die ihn begleitet hatte, war mit trockener Laufkleidung zur Stelle. Während der 212 Kilometer kommen die
Gedanken ans Aufgeben ebenso regelmäßig wie die Adrenalinschübe, sagt Harald Süßenbach: "Auf die Tiefs
kann man sich genauso einstellen, wie auf die Momente, in denen man denkt, man ist Dieter Baumann
in seinen besten Zeiten." Klar war ihm nur eines. Er wird nicht aufgeben. Das hat er noch nie getan. Er
achtet darauf, dass seine Herzfrequenz auf maximal 140 steigt und behält einen kühlen Kopf. Bis ins Ziel,
das er exakt 4 Minuten und 52 Sekunden vor Ende der erlaubten Zeit erreichte. "Den nächsten Tag habe ich
komplett im Bett verbracht."

Harald Süßenbach streitet nicht ab, dass das Laufen eine Sucht ist. Er will immer noch schneller und
weiter rennen, sucht ständig neue Herausforderungen. Dabei hat es harmlos angefangen. Als Kind marschierte
er mit seinen Eltern bei Volkswandertagen mit. Vor elf Jahren begann er dann die 20 Kilometer, die bei diesen Veranstaltungen als längste Strecke angeboten werden, zweimal zu absolvieren. Irgendwann wanderte er
seinen ersten Marathon. Fast acht Stunden war er unterwegs. Weil ihm das zu lange gedauert hatte,
stieg er aufs Joggen um. Harald Süßenbach ist nicht nur schneller geworden - auch die Strecken, die er
bewältigte, wurden immer länger.

Bald genügte ihm die Marathonstrecke von 42,195 Kilometern nicht mehr. "Einmal bin ich an einem Wochenende
zwei Marathons gelaufen, am Samstag und am Sonntag." Schon damals hatte Harald Süßenbach ein erstes Ziel
vor Augen: einmal in Biel dabei zu sein. Die Stadt in der Schweiz ist das Mekka der Ultraläufer, die
Ursuppe, aus der alle kommen. "Die Bieler haben quasi den 100-Kilometer-Lauf erfunden und machen das
schon ewig. Ich habe dort Leute getroffen, die sind seit 25 Jahren dabei." Dreimal hat Harald Süßenbach die Faszination Biel erlebt, 2005, 2007 und 2008. In diesem Jahr musste er sich entscheiden, denn die
Veranstaltungen in Ulm und Biel fanden just am selben Tag statt.

Die stete Suche nach neuen Herausforderungen lässt Harald Süßenbach nicht zur Ruhe kommen. Deshalb hat er
sich 2009 noch den Berlin-Marathon vorgenommen. "Das ist mal etwas ganz anderes. Es sind nur 42 Kilometer,
aber ich muss so schnell laufen wie wohl noch nie." Seinen Trainingsplan, den er akribisch erstellt und einhält, hat
er schon darauf ausgerichtet. Die nötige Ausdauer für die - fast schon kurze - Distanz hat er. In den
kommenden Wochen bis zum 20. September will Süßenbach mit Sprints die Spritzigkeit steigern.

Seine Frau Gisela trägt die Laufleidenschaft ihres Mannes gefasst - und stellt sich beim Kochen auf die
Bedürfnisse des Ultraläufers ein. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn Harald Süßenbach ist noch nicht am Ziel seiner Wünsche angekommen. Den Gipfel hat er erklommen, wenn er den Spartathlon geschafft hat, bei dem die
historische Strecke von Athen nach Sparta, 246 Kilometer, in maximal 36 Stunden zurückgelegt werden muss. Der
Spartathlon, immer im September, könnte so etwas wie der Höhepunkt sein, sagt Süßenbach. "Auch deshalb
habe ich den Ultrabalaton mitgemacht, denn wer dort im Zeitlimit ankommt, ist berechtigt, drei Jahre am
Spartathlon teilzunehmen." Noch, glaubt der "Römer", sei er nicht schnell genug für den griechischen Klassiker,
aber er wird darauf hinarbeiten. Auch beim Ultrabalaton. "Vielleicht nicht nächstes Jahr, aber 2011 könnte ich mir vorstellen, dass ich noch einmal um den Plattensee herumlaufe." Die drei einigermaßen verheilten Blasen
werden wohl nicht die letzten sein auf seinem Weg zum Spartathlon.


 09.07.2009 - aktualisiert: 09.07.2009 06:02 Uhr


 
 
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